Die Reparatur defekter Heizungsanlagen führt häufig zu langen Wartezeiten und mehreren Serviceterminen. Durchschnittlich sind 3,2 Anfahrten pro Schadensfall notwendig. Die Ursachen liegen in ungenauen Ferndiagnosen, fehlenden Informationen zur tatsächlichen Anlagenkonfiguration beim Kunden sowie nicht verfügbaren Ersatzteilen beim ersten Besuch. SHK-Betriebe stehen unter hohem Zeit- und Personaldruck und verfügen oft nicht über vollständig digitalisierte Prozesse. Das Ergebnis ist eine Kette ineffizienter Abläufe, die Kosten verursacht, die Umwelt belastet und die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitenden beeinträchtigt.
Mit einem Fördervolumen von rund 4,6 Millionen Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten verfolgt das Projekt „MEISTERWÄRME“ einen praxisorientierten Ansatz zur Optimierung von Serviceprozessen im SHK-Bereich. Koordiniert vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) bündelt das Konsortium die wissenschaftliche Expertise des Bremer Instituts für Produktion und Logistik GmbH (BIBA), das IT- Know-how von zwei Softwarehäusern und das praktische Erfahrungswissen eines größeren Handwerksbetriebs.
Im Mittelpunkt steht ein dialogbasiertes KI-Assistenzsystem, das die Störungserfassung unterstützt, Informationen analysiert und passende Entstörungsmaßnahmen empfiehlt. Die Bedienung erfolgt per Spracheingabe und ermöglicht so eine intuitive Nutzung auch in lauten, beengten oder schmutzintensiven Einsatzsituationen. Der Handwerker muss keine komplexen Masken durchklicken oder unter erschwerten Bedingungen tippen, was die Diagnostik vereinfacht und die Fehlerquote reduziert.
Jeder Serviceeinsatz erzeugt hochwertige Echtzeit-Daten, die bisher nicht systematisch und flächendeckend zur Verfügung standen. Die daraus resultierenden Effekte reichen weit über die Entlastung des Technikers vor Ort hinaus. Industrie und Großhandel erhalten belastbare Informationen, um Bedarfe präziser zu prognostizieren, das Ersatzteilmanagement und die Beschaffungsprozesse zu optimieren und neue After-Sales-Modelle zu entwickeln. Die gesamte Branche profitiert von der Möglichkeit, Entscheidungen auf Grundlage von Primärdaten zu treffen statt auf Basis von Schätzungen.
Ein Projekt aus der Praxis für die Praxis
„MEISTERWÄRME“ verfolgt das Ziel, handwerkliche Expertise mit moderner Technologie zu verbinden, ohne die fachliche Kompetenz zu ersetzen. Die Entwicklung erfolgt nah an den realen Anforderungen des Handwerks und setzt auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Forschung, IT und Praxisbetrieben.
Die intelligente Nutzung von KI verändert Serviceeinsätze grundlegend. Wenn Diagnoseprozesse schneller und genauer erfolgen, Ersatzteile beim ersten Termin verfügbar sind und Fehlerquellen bereits im Vorfeld identifiziert werden, wird ein einziger Technikerbesuch zur realistischen Perspektive. Die Zukunft des SHK-Handwerks ist geprägt durch datenbasierte Entscheidungsprozesse, effizientere Abläufe und eine spürbare Entlastung aller Beteiligten.
Weitere Informationen
ZVSHK – Startschuss für das Forschungsprojekt MEISTERWÄRME (Link)
BIBA – Universität Bremen – Meisterwärme; PDF-Datei (Link)
SI-SHK – Forschungsprojekt „Meisterwärme“: KI hilft bei Heizungswartung (Link)