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Verbreitung von Wärmepumpen – Deutschland im europäischen Vergleich

Obwohl das Interesse an Wärmepumpen in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen ist, liegt die Verbreitungsrate im Vergleich zu einigen anderen europäischen Ländern noch deutlich zurück. Insbesondere die skandinavischen Länder wie Norwegen und Schweden sind Vorreiter in der Nutzung dieser Technologie. In Norwegen heizen bereits rund 66% der Haushalte mit Wärmepumpen, während in Schweden der Anteil bei etwa 50% liegt und bei Neubauten sogar über 80% beträgt. Auch Finnland weist mit rund 30% eine hohe Quote auf und verzeichnete zuletzt einen starken Zuwachs.

Im Gegensatz dazu war die Nachfrage nach Wärmepumpen in Deutschland im Jahr 2024 erstmals deutlich rückläufig, was möglicherweise auf die hohen Anschaffungs- und Installationskosten zurückzuführen ist. Dies steht im Kontrast zu Ländern wie den Niederlanden, in denen Wärmepumpen als wichtiger Bestandteil der Energiewende gelten und attraktive Förderungen existieren. Frankreich zeigt ebenfalls eine dynamische Entwicklung, wobei Wärmepumpen dort zu deutlich günstigeren Preisen verfügbar sind und staatliche Förderungen die Attraktivität erhöhen

Die Gründe für diese unterschiedliche Verbreitung sind vielfältig. In den skandinavischen Ländern wurde frühzeitig auf strombasierte Heizlösungen gesetzt. Zudem spielen staatliche Förderungen, regulatorische Rahmenbedingungen und die Akzeptanz der Technologie durch die Bevölkerung eine entscheidende Rolle. In Deutschland führten politische Diskussionen und Unsicherheiten bei Förderungen in der Vergangenheit zu Schwankungen in der Nachfrage.

Die Zahlen für 2024 im Detail

Im Jahr 2024 wurden in den 14 wichtigsten europäischen Ländern, die zusammen rund 90 Prozent des europäischen Marktes ausmachen, 2,2 Millionen Wärmepumpen verkauft. Im Vorjahr waren es noch 2,8 Millionen Geräte gewesen. Insgesamt gibt es damit nun etwa 26 Millionen Wärmepumpen in Betrieb. Der Rückgang verlangsamt den bislang rasanten Wechsel von fossilen Heizungen hin zu nachhaltigen Wärmepumpensystemen.

Unter den 14 analysierten Ländern sind Belgien und Deutschland besonders hart getroffen: Belgien verzeichnete 2024 einen Absatzrückgang von 40 Prozent, in Deutschland brachen die Verkäufe sogar um 48 Prozent ein. Einzig Großbritannien verzeichnete entgegen dem europäischen Trend ein deutliches Wachstum bei Wärmepumpen: Hier stieg der Absatz um bemerkenswerte 63 Prozent, unterstützt durch gezielte Fördermaßnahmen der Regierung.

Produktionsüberkapazitäten führen zu Arbeitsplatzverlusten

Die Branche reagiert mit Stellenstreichungen und Produktionskürzungen in Europa. Dies geschieht, nachdem Unternehmen in den Jahren 2022 und 2023 mehrere Milliarden Euro investiert hatten, um Europas Energieversorgung unabhängiger zu machen und den Verbrauch von russischem Erdgas zu verringern. Ein großer Teil dieser neu geschaffenen Produktionskapazitäten liegt derzeit brach. Mindestens 4.000 Arbeitsplätze wurden bereits abgebaut, und weitere 6.000 Beschäftigte sind indirekt betroffen. Insgesamt bietet die europäische Wärmepumpenindustrie rund 170.000 direkte Arbeitsplätze.

Quelle: European Heat Pump Association Verkäufe 2023 Verkäufe 2024 Veränderung (%) Bestand pro 1.000 Haushalte (2024)
Österreich 55.013 55.075 0,1 133,8
Belgien 83.724 50.147 -40,1 67,7
Dänemark 55.197 38.738 -29,8 226,5
Finnland 109.436 96.760 -11,6 546,3
Frankreich 720.076 546.907 -24 211,1
Deutschland 438.009 229.196 -47,7 55,8
Italien 416.839 394.367 -5,4 177,6
Niederlande 166.523 115.500 -30,6 77,1
Norwegen 144.179 128.595 -10,8 686,1
Polen 124.660 80.415 -35,5 52,8
Portugal 48.411 48.414 0 97,8
Spanien 209.598 197.979 -5,5 90
Schweden 189.877 143.669 -24,3 452,1
Vereinigtes Königreich 60.244 98.448 63,4 18,4
Gesamt 2.821.790 2.224.213 -21,2 126,8

Preisvergleich von Wärmepumpen in ausgewählten europäischen Ländern

Die Kosten für Anschaffung und Installation von Wärmepumpen variieren in Europa erheblich. Eine aktuelle Studie zeigt beispielsweise, dass die Gesamtkosten für eine 8-kW-Luft/Wasser-Wärmepumpe in Deutschland bei rund 28.000 Euro liegen, während in Großbritannien für die gleiche Anlage etwa 14.000 Euro fällig werden. Andere Untersuchungen bestätigen, dass in Deutschland oft über 30.000 Euro pro Einbau verlangt werden, während ein vergleichbares System in England weniger als die Hälfte kostet.

Ein detaillierterer Blick auf ausgewählte europäische Länder zeigt folgende Preisspannen für Luft-Wasser-Wärmepumpen (die gängigste Technologie für Wohnhäuser):

Preisspanne für Luft-Wasser-Wärmepumpen (inkl. Installation) 

Land Preisspanne Anmerkungen
Deutschland 28.000 – über 30.000 Euro Hohe technische Anforderungen, hohe Installationskosten, prozentuale Förderung kann Preise anheizen.
Frankreich 7.000 – 18.000 Euro Deutlich niedrigere Preise, staatliche Förderung bis zu 9.000 Euro möglich, reduzierter Mehrwertsteuersatz.
Österreich 9.000 – 21.000 Euro (für 8 kW) Preise variieren stark nach Typ und Installation, Förderung spielt eine Rolle.
Norwegen ab 3.000 Euro (Einbau) Sehr niedrige Kosten, hohe Marktdurchdringung, staatliche Unterstützung.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Preisangaben Richtwerte darstellen und von verschiedenen Faktoren wie der Größe der Anlage, den spezifischen Anforderungen des Gebäudes und den regionalen Handwerkerkosten abhängen können. Deutschland sticht jedoch deutlich als ein Land mit sehr hohen Wärmepumpenkosten hervor.

Ursachen für Preisunterschiede und Ausblick

Die Gründe für die erheblichen Preisunterschiede sind vielfältig. In Deutschland spielen strengere technische und regulatorische Anforderungen eine Rolle, die den Einsatz aufwendigerer Technik erfordern. Deutsche Modelle sind oft komplexer ausgestattet, was den Produktionsaufwand erhöht. Zudem sind die Installationsaufwände und Handwerkerkosten in Deutschland hoch, auch aufgrund eines Mangels an Fachkräften.

Auch die Steuer- und Fördermodelle tragen zu den Preisunterschieden bei. In Großbritannien entfällt die Mehrwertsteuer auf Wärmepumpen komplett, und es gibt einen hohen Zuschuss. Die prozentuale Förderung in Deutschland kann paradoxerweise dazu führen, dass teurere Angebote höhere Zuschüsse nach sich ziehen, was den Preisdruck mindert. In anderen Ländern mit Festzuschüssen lohnt es sich für Anbieter, mit günstigeren Komplettpreisen zu werben.

Die Marktdynamik und der Wettbewerb spielen ebenfalls eine Rolle. In Großbritannien haben neue Marktteilnehmer mit effizienteren Prozessen die Kosten gesenkt.

Es ist davon auszugehen, dass die Preise für Wärmepumpen tendenziell sinken werden, da die Nachfrage steigt und Produktionskapazitäten ausgebaut werden. Die deutsche Politik könnte von den Erfahrungen anderer Länder lernen, indem sie beispielsweise regulatorische Anforderungen überprüft, Festzuschüsse anstelle von prozentualen Förderungen in Betracht zieht und den Wettbewerb im Installationssektor fördert.

Für Verbraucher in Deutschland bedeutet dies, Angebote kritisch zu vergleichen, Kosten zu hinterfragen und sich über alternative Anbieter und Förderbedingungen zu informieren. Langfristig wird eine Angleichung der Rahmenbedingungen in Europa dazu beitragen können, die Wärmewende kosteneffizienter zu gestalten.

Links und weitere Informationen

European Heat Pump Association AISB – Heat pump sales drop 21% in 2024, leading to thousands of European job losses (Link)

PV Magazine – Heat pumps in Germany nearly twice as expensive as in UK (Link)

RESS-INFO
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